(Report: Heike Schrader, jungevelt.de, 2/2/2015)
Im anstehenden Prozess gegen die Chrysi Avgi (Goldene Morgendämmerung) werden lediglich vier von über 100 bekannt gewordenen Angriffen der neofaschistischen »Sturmabteilungen« behandelt: Im Dezember 2012 überfiel eine Gruppe Faschisten mit Brandbomben ein von Pakistanern bewohntes Haus in Ierapetra auf Kreta. Dieselben pakistanischen Arbeiter wurden im Februar 2013 erneut attackiert, dieses Mal mit Knüppeln. Für den Überfall wurden im November 2014 fünf Mitglieder der Chrysi Avgi zu Haftstrafen verurteilt, die allerdings bis zum Ausgang des Berufungsverfahrens auf Bewährung ausgesetzt wurden. Im nun kommenden Prozess müssen sie sich auch wegen des Brandanschlags verantworten.
Am 12. Juni 2012 griffen Faschisten ein von ägyptischen Fischern bewohntes Haus in Perama westlich von Athen an. Vier Fischer wurden zum Teil schwer verletzt. Die Tat war von dem Abgeordneten der Chrysi Avgi, Ioannis Lagos, wenige Tage zuvor öffentlich angedroht worden.
Am Abend des 12. September 2013 griff eine Gruppe aus etwa 30 Faschisten ebenfalls in Perama eine Gruppe von Anhängern der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE) und ihrer Jugendorganisation KNE an, die Plakate für eine Veranstaltung klebten. Neun Kommunisten, darunter der Vorsitzende der regionalen Metallgewerkschaft, wurden zum Teil schwer verletzt.
Am 17. September 2013 lauerte eine Gruppe Faschisten dem griechischen Rapper Pavlos Fyssas auf, der zusammen mit Freunden in einer Kneipe in Keratsini, einem Stadtteil von Piräus, ein Fußballspiel verfolgt hatte. Bei dem Angriff wurde Fyssas von Giorgos Roupakias, einem Funktionär der Regionalorganisation der Chrysi Avgi, mit Messerstichen ins Herz getötet. Erst nach dem Mord an Fyssas wurden Staat und Justiz gegen die Faschisten aktiv. Bis dahin war nur bei wenigen Angriffen ein Zusammenhang mit der »Goldenen Morgendämmerung« festgestellt worden. Der bekannteste Fall betrifft den Mordanschlag der Faschisten unter Leitung ihres Vizeführers Antonis Androutsopoulos, genannt Periandros, auf den linken Studenten Dimitris Kousouris im Jahr 1998.
Die Gruppe Jail Golden Dawn (jailgoldendawn.com) geht auf eine Initiative von Rechtsanwälten zurück, die in der griechischen antifaschistischen Organisation »Initiative geeint gegen Rassismus und die faschistische Bedrohung« (KEERFA) engagiert sind. In ihrer Gründungserklärung bezeichnet Jail Golden Dawn den anstehenden Prozess gegen die Funktionäre und Schläger von Chrysi Avgi als positive Entwicklung, warnt aber gleichzeitig davor zu glauben, der Justiz könne eine vollständige Zerschlagung der faschistischen Organisation gelingen.